Aber worum geht es eigentlich? Hier eine Zusammenfassung der Handlung.
ERSTER AKT
Tannhäuser, leidenschaftlicher Sänger und Genießer, hat genug von seinem sozialen Umfeld, das voller Regeln und Vorschriften ist. Er will ein anderes, besseres, aufregenderes Leben. Er verlässt sein altes Milieu im Streit mit seinen Sängerfreunden. Sie verstehen ihn nicht und auch Elisabeth, Tannhäusers große Liebe, kann ihn nicht mehr aufhalten. Er reist umher und kommt zu Venus, die ihm mit ihrer aufgeschlossenen und sexuell geladenen Art zu leben, den Kopf verdreht. Er bleibt bei ihr, wird ihr Liebhaber, singt ihr Lieder über sie und ihre Liebe und freut sich seines genussvollen Lebens.
Doch auch dieses Abenteuer reicht Tannhäuser irgendwann nicht mehr. Er möchte sich von Venus und ihrem Lebensstil lösen, wieder zurück in die vertraute Gesellschaft der Freunde. Obwohl Tannhäuser nicht glücklich ist, will Venus ihn nicht gehen lassen. Tannhäuser versucht ihr zu erklären, warum er sie verlassen muss. Aber Venus ist nicht beeindruckt von seinen Beweggründen. Im Gegenteil, sie fühlt sich von ihm beleidigt und wirft ihren ehemaligen Liebhaber schließlich raus.
Als seine Freunde ihn finden ist Tannhäuser verwirrt und steht unter einem regelrechten Kulturschock. Sie wollen ihn mit nach Hause nehmen, doch er will nicht. Er schämt sich und bereut seine Entscheidungen. Erst als sein guter Freund Wolfram, Elisabeth erwähnt, lässt Tannhäuser sich von den Freunden zurück in sein altes Umfeld bringen.
ZWEITER AKT
Elisabeth wollte in der Zeit, als Tannhäuser nicht da war, nichts und niemanden sehen. Sie ging zu keinen Festen, wollte die anderen Sänger nicht sehen und auf keinen Fall an die Orte gehen, wo sie Tannhäuser immer getroffen hat. Ganz zum Leidwesen ihres Onkels, der ihr Leid durch die Abwesenheit von Tannhäuser nicht gerne sieht. Und auch die restliche Gesellschaft, will ohne sie keine Feste mehr feiern.
Aber dann hört Elisabeth, dass Tannhäuser zurückkommt und in ihr kommt wieder Lebenslust auf. Beide freuen sich riesig, als sie sich endlich wieder sehen. Auch, wenn Wolfram, der seinerseits auch in sie verliebt ist, Tannhäuser erst dazu ermutigten muss zu Elisabeth zu gehen. Auch ihr Onkel hat schon gemerkt, dass Elisabeth, dank Tannhäuser wieder bessere Laune hat und schmeißt für ihn eine Party. Alle sind eingeladen und es soll einen Wettbewerb zwischen den Sängern geben. Sie sollen alle ein Lied über die Liebe singen und der Gewinner bekommt einen Preis, den Elisabeth übergeben soll. Alle sind begeistert und freuen sich, dass die Sänger wieder für sie singen.
Die Lieder der Sänger werden bejubelt, sie werden für ihre guten und treffenden Beschreibungen der Liebe gelobt. Nur Tannhäuser ist nicht begeistert. Er hält die anderen für unerfahren. Er selbst hat die Liebe bei Venus erlebt und weiß, wie sie ist. Die anderen beschreiben sie zurückhaltend, brav und zerbrechlich. Tannhäuser antwortet zunehmend gereizt, mit eigenen Liedern in der er das „wahre Wesen“ der Liebe beschreibt. Allerdings stoßen diese Beschreibungen auf Empörung. Denn in seiner Gesellschaft gelten Regeln und Grenzen, es gibt viele moralische Schranken, die Tannhäuser allesamt überschreitet. Da Tannhäuser aber ein leidenschaftlicher Sänger ist, lässt er sich von seinen Gefühlen und der Musik mitreißen. Schließlich gerät er in einen Rausch und seine Erfahrungen mit Venus sprudeln aus ihm heraus. Die Leute sind alles andere als begeistert. Sie beschimpfen ihn und wollen ihn sogar töten. Nur Elisabeth die zu Anfang noch schüchtern applaudiert hatte, später dann aber nur noch still und verletzt zuhören musste, stellt sich zwischen sie. Sie appelliert an ihren Glauben. Denn, in der sittlichen, moralischen und religiösen Gesellschaft, in der sie Leben ist immer noch Gott der Richter. Also soll nur er über Tannhäusers Taten urteilen. Die anderen, immer noch wütend und empört sehen schlussendlich ein, dass nur Gott, beziehungsweise ein Vertreter der Kirche ihn ver- und beurteilen kann.
Mittlerweile ist auch Tannhäuser wieder aus seinem Rausch gerissen. Er realisiert, was er getan hat und welche Folgen das für ihn hat. Nämlich, dass er die Resozialisierung in sein soziales Umfeld und vor allem Elisabeths Liebe jetzt vergessen kann. Voller Scham und Reue flüchtet er sich in die Religion, die ihm Trost und die Vergebung geben soll.
DRITTER AKT
Tannhäuser schließt sich in der Fremde einer Glaubensbewegung an. Aber er findet dort nicht das, was er sucht. Und in der alten Heimat herrscht große Trauer, weil Elisabeth gestorben ist.
In der Ursprünglichen Fassung zieht Tannhäuser im dritten Akt nach Rom, um den Papst um Vergebung zu bitten. Aber der Papst lässt Tannhäuser eiskalt abblitzen. Er sagt, Tannhäuser könnte Vergebung erwarten, wenn der Stab des Papstes Blätter bekommt. Dass das niemals passieren wird, ist wohl klar. Als Tannhäuser dann wieder Zuhause ist, bekommt der Stab doch noch Blätter, da ist es aber schon zu spät. Auch, wenn der Papst sich echt Mühe gibt, Tannhäuser zu finden, um ihm doch zu vergeben.
Ob man das jetzt als Zufall, Wunder oder göttliches Zeichen werten will, bleibt jedem selbst überlassen. Aber es hat auf jeden Fall große Symbolkraft.
Es kann gut sein, dass das Konzept für die Umsetzung solcher Elemente erst in der Probephase entstehen. Durch die Zusammenarbeit der Darsteller_innen und des künstlerischen Teams kommen oft ganz neue Ideen zu Stande oder alte Ideen werden verändert. Ich denke wir könne auf jeden Fall gespannt darauf sein, was mit der Geschichte um den Papststab in der Inszenierung von Nuran David Calis passiert und wie es am Ende umgesetzt wird.